Bierkulturhotel Ehingen Donau

Im Randbereich der historischen Altstadt Ehingens entstand

ein Hotel mit 50 Gästezimmern, einem Seminar- und
Frühstücksbereich, sowie einer Tiefgarage.

Das Hotel, ein Ensemble aus drei Satteldachbaukörpern,
gruppiert sich um einen zur Westseite freien kleinen Hofraum,
der zusammen mit der Freifl äche vor dem historischen Hohen
Haus einen attraktiven städtebaulichen Innenbereich – offen zur
Schwanengasse hin – bildet.

Die Hotelzimmer der Häuser 1 und 2 orientieren sich zum – im
Sommer als Biergarten genutzten – Innenhof.
Nur im Haus 3 – dem Stadtmauerhaus – liegen die Zimmer über
die Stadtmauer hinweg zum südlichen Zwingergartenbereich.
In ihrer Traufhöhe, ihrer Dachneigung und ihrer Dachdeckung, in
der Gliederung ihrer Giebel- und Trauffassaden (Hotelfl urseiten),
oder auch im Fassadenmaterial Putz-Holz-Ziegel, nehmen die
Häuser Elemente, Strukturen, die städtebauliche Körnung der
Ehinger Altstadt auf – ohne sie direkt zu kopieren.
Modern interpretierte Elemente wie schmale, fast schartenartige
Fensterschlitze, verspringende raumhohe Öffnungen an den
Giebeln mit Holzschiebeelementen – oder die jeweils eine gesamte
Längsseite rasterförmig teilende Holzloggien, ergänzen diese an
sich klassisch historische Bauform.

Außen und innen wird dieser Dialog zwischen altem Mauerwerk
und neuer Beton- und Holzkonstruktion sichtbar und führt zu
einem spannenden Gegensatz, der sich besonders innerhalb
der direkt an die Mauer gelegten „Stadtmauerzimmern“
thematisieren lässt.
Das Thema Brauhandwerk, der Werkstatt- oder
Manufakturcharakter alter Brauereien wird in der Innenarchitektur,
den auf die Konstruktion reduzierten Materialien, einfacher
Beleuchtungselemente, warmen Farben, einer klassisch
handwerklichen Detailausbildung, spürbar.
Heutige Anforderungen an ein zeitgemäßes Hotel im Premium-
Bereich werden dabei fast nebenbei und unscheinbar erfüllt –
wie die hohen Anforderungen an die Gebäudehüllen (EnEV),
Verwendung regenerativer Energiequellen, Klimatisierung aller
Zimmer, W-Lan, individuelle Steuerung von Heizung, Lüftung,
Kühlung jeden Zimmers.

So entsteht in 24 von 50 Zimmern eine innenräumliche
Interpretation einer alten Holzbierkiste, in der der Gast in einer
Möbelskulptur aus glatten Werkstoffplatten, die Bett, Schrank
Sitzgruppe in einem ist, schläft, liest, sich umzieht, fern sieht,
arbeitet.
Auf die sonst übliche abgeteilte Nasszelle wird bewusst
verzichtet: Dusche, Waschtisch, WC-Zelle, liegen frei
zugänglich an der Innenwand zum Hotelfl ur.
Besonderes Schmankerl sind die 6 schon erwähnten Stadtmauer-
Maisonette-Zimmer: Diese, im 1. OG. zugegangenen
zweigeschossigen Räume, werden ausschließlich möbliert
durch eine Stahl-Innenskulptur, die in einem einzigen
Material Naßzelle, Zwischendecke, Treppe hinab zur unteren
Schlafebene, mit einem schmalen Durchschlupf durch die
Mauer zum Zwinger, verbindet.
Dieses begehbare, bewohnbare, glatte Stahlmaterial konkurriert
spannungsvoll mit der groben Mauerwerks-oberfl äche der
alten Stadtmauer. Ergänzt mit viel warmem Licht, behaglichen
Stoffen und frischen Accessoires entsteht ein Zimmer mit ganz
eigenständigem Charme.

statik
tragwerkeplus, reutlingen

photos
dirk wilhelmy, stuttgart